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Wie spielen WordPress und Mastodon zusammen?
Bisher konnte man im ActivityPub-Plugin für WordPress immer einstellen, wie die Posts bspw. bei Mastodon angezeigt werden. Dieses Features ist jetzt abgekündigt und der Plugin-Entwickler Matthias Pfefferle ( @pfefferle) hat mir in seiner öffentlichen Sprechstunde am Freitag erklärt, wieso das so ist.
Es ist so cool: Mit dem ActivityPub-Plugin wird die eigene WordPress-Website Teil des Fediverse. Alle Beiträge sind automatisch auch in den Timelines von Followern bei Mastodon, Friendica oder Pixelfed. Viele Menschen verstehen nicht gleich, dass das kein automatisches Crossposting ist, wie man es von Twitter kennt. Das Blog ist einfach ein weiterer Service im Fediverse.
Man kann die Blogposts bei WordPress in verschiedener Art darstellen: So, wie es auf dem großen Bildschirm am Desktop-PC aussieht. So klein, wie es auf einem Tablet oder Smartphone aussieht. Es gibt den RSS-Feed, den man mit dem Feedreader abonnieren kann. Und jetzt gibt es mit dem ActivityPub-Plugin noch den ActivityPub-Feed, den man bspw. mit seinem Mastodon-Account abonnieren kann, als wäre es ein anderer Mastodon-Account.
Das hat beispielsweise den Vorteil für mich als Blogger, dass Änderungen an alle ausgespielt werden, wenn ich an meinem Blogartikel nachträglich noch etwas ändere. Außerdem bekomme ich mit, wenn Leute meinen Blogartikel liken, teilen oder kommentieren. Die Kommentare landen automatisch unter meinem Blog-Artikel.
Option: „Activity-Objekttyp“?
Was aber macht nun diese erweiterte Einstellung zum „Activity-Objekttyp“? Dort steht als Erklärung:
„Verwende Template-Schlagwörter, statt das Plugin für dich das beste mögliche Format auswählen zu lassen. Dient primär der Abwärtskompatibilität. Es wird aber nicht empfohlen, die Template-Schlagwörter zu benutzen, weil sie in künftigen Versionen möglicherweise nicht mehr unterstützt werden.“
Ich habe das nicht verstanden und Matthias danach gefragt. Ich benutze das Plugin schon sehr lange und ich kannte diese Einstellungen, bei denen man festlegen kann, wie ein Blogpost bei Mastodon angezeigt wird. Ich hatte für mich immer eingestellt: Überschrift, Anreißer, Link zum Artikel und das Artikelbild. So sah es für mich am besten aus. Denn wenn man damals die automatische Option gewählt hat, hat Mastodon einfach den kompletten Artikel dargestellt. Aber hässlich. Weil Mastodon fast keine Formatierungen kennt, fehlten Zitat-Hervorhebungen, Zwischenüberschriften usw.
Matthias hat mir erklärt, dass sein Ziel ist, dass sein Plugin jeder Plattform möglichst viele Informationen zur Verfügung stellt und dann soll die externe Software entscheiden, wie das für ihre User am besten aussieht. Mastodon soll also entscheiden, wie ein WordPress-Blogpost am besten aussieht. Das hat sich inzwischen geändert. Wenn man sich – wie Matthias empfiehlt – auf die neue Standard-Einstellung verlässt, dann zeigt Mastodon nicht mehr den kompletten Artikel an, sondern Überschrift, Anreißer, Link – und den dann mit einer Vorschau. Also im Prinzip so, wie ich mir das auch überlegt hatte.
Friendica bspw. kann komplexere Formatierungen darstellen. Wer meinem Blog mit seinem Friendica-Account folgt, kann den kompletten Artikel in seiner Timeline lesen. Keine Ahnung, wie das dann genau aussieht. Aber das muss Friendica und seine Nutzerschaft wissen.
Den ganzen Artikel auf Mastodon?
Will man eigentlich, dass der eigene Artikel komplett in der Mastodon- oder Friendica-App zu lesen ist? Martin Thielecke ( @mthie) hat neulich eine kleine Diskussion darüber gestartet, dass Leute auch im Fediverse nicht auf Links klicken. Warum sollte ich meinen ganzen, schönen, selbst geschriebenen Artikel in ein Soziales Netzwerk kippen?
Diesen Impuls hatte ich auch ursprünglich. Mit der Website des Barcamps Kiel habe ich einmal ausprobiert, wie das so ist, wenn man das macht. Die Inhalte da, waren mir nicht ganz so wichtig, wie die in meinem eigenen Blog. Mein Fazit: Das ist schon cool, weil es eben nicht die kommerzielle Plattform eines Milliardärs ist und die Inhalte weiterhin in meinem Blog sind. Das ist kein LinkedIn-Artikel. Das ist weiterhin ein Blog-Post in meinem Blog – er erreicht aber auch noch einmal Leute, die mir per Mastodon o.ä. folgen. Die Leute können den Beitrag likes, teilen, kommentieren und diese Reaktionen werden in meinem Blog gesammelt. Es bleibt alles an einem Ort, auch wenn die Leserschaft verteilt ist.
Die Feineinstellungen
Ein Feature, das ich in WordPress bisher komplett ignoriert habe, sind die Formate. Wenn Du einen neuen Artikel anlegst, hast Du rechts diesen Blog mit den Grundeinstellungen: Beitragsbild, Veröffentlichungsdatum, Autor usw. Da gibt es auch die Option „Format“ und dort kann man Links, Status, Video, Bild usw. auswählen.
Matthias hat mir erklärt, je nachdem was ich hier auswähle, schickt ActivityPub das in einem anderen Format raus und Mastodon, Friendica usw. können entscheiden, wie das am besten dargestellt wird. Postet man bspw. eine Podcast-Folge und wählt als Format „Audio“, dann kann Mastodon das mit einem eingebetteten Audio-Player anzeigen und deine Follower könne die neueste Folge direkt aus der Mastodon-App hören.
Ich glaube, wir kratzen bisher nur an der Oberfläche dessen, was man mit ActivityPub als Protokoll erreichen kann. Wir haben immer noch nicht ganz verstanden, dass das kein Crossposting ist und dass wir unsere Texte nicht hergeben, wenn die Menschen sie in ihrer App lesen.
Es bleibt nur der Nachteil, dass man die Lesenden nicht wirklich auf das eigene Blog holt. Sie sehen das eigene, wunderschöne Layout nicht. So werde nicht von der Statistik gezählt. Aber nun ja – wenn das der Preis ist für eine breitete Leserschaft, dann könnte es das wert sein.
Mich hat Matthias überzeugt. Ich habe die Legacy-Einstellung ausgeschaltet und verlasse mich ab sofort darauf, dass er und die anderen Entwickler da eine bessere Lösung finden, als ich das tun könnte.
Danke, Matthias Pfefferle und André Menrath ( @linos) für die super Sprechstunde. Über das, was wir mit André zu Event-Plugins und dem Fediverse besprochen haben, müsste ich eigentlich auch noch etwas schreiben…