Discussion
Loading...

Post

  • About
  • Code of conduct
  • Privacy
  • Users
  • Instances
  • About Bonfire
bini_adamczak
@bini_adamczak@tldr.nettime.org  ·  activity timestamp last month

Auf die hier gestellte Frage, warum die Leute weniger auf linke Demos gehen, vielleicht insgesamt weniger politisch aktiv sind, habe ich etwa 150 direkte Antworten bekommen. Ich weiß nicht, ob ich euch allen antworten konnte, teilweise sind lange Gespräche entstanden.
Es gibt unterschiedliche Gründe, von denen viele immer wieder genannt wurden.

Für mich stellt sich die Situation nun ungefähr so dar: Die kontinuierlich in der Tiefe arbeitende Vereinzelungsmaschine Kapitalismus und ihr Beschleunigungs-Mod. Neoliberalismus mal außen vor gelassen, ist das einschneidende historische Ereignis der letzten Zeit die Pandemie. Zum einen, weil sie schon Spaltungen auch innerhalb der Linken erzeugt hat, zum anderen und noch viel relevanter, weil sie Öffentlichkeit zerstört und zu Privatisierungen geführt hat, die bis heute nicht wieder ganz geheilt sind. Die Menschen gehen nicht nur weniger auf Demos, sondern auch weniger auf Parties. Durch die Pandemie wurde auch die Weitergabe von Wissen an jüngere Leute, das Einbinden in Strukturen unterbrochen, weswegen es hier eine Art Riss gibt. Vor allem war die Pandemie eine unvorhergesehene und lang anhaltende Erfahrung von Ohnmacht. Doch als die Pandemie auslief, wurde das Leben nicht besser noch kehrte die Welt in den vorherigen Normalzustand zurück. Stattdessen Krieg, Inflation, wieder Krieg und ein erdrückender, internationaler Faschisierungsruck. Viele berichten von einem Gefühl der tiefen Überforderung, weil es an zu vielen Enden brennt – wo anfangen, wo mit machen, was fortsetzen? Sind die linken Kämpfe nicht viel zu zerstückelt?

1/6

  • Copy link
  • Flag this post
  • Block
bini_adamczak
@bini_adamczak@tldr.nettime.org replied  ·  activity timestamp last month

Die Inflation hat für viele den ökonomischen Druck verstärkt, Geld- und Zukunftssorgen, unregelmäßige Arbeitszeiten machen es oft schwer, noch Zeit oder vor allem Kraft für politische Arbeit zu finden. Lohnarbeit wurde oft intensiviert, Uni verschult & das Bürgergeld ist unter Beschuss. Die Arbeitsbelastung verstärkt sich um ein Vielfaches, wenn Care- und Pflegearbeit dazukommen. Viele berichten auch davon, dass sie selbst (chronisch) krank sind, auch (Long)Covid hält an. Das psychische Leiden ist mit der historischen Situation unentwirrbar verknüpft ist, zahlreiche Menschen sprechen von der tiefen Erschöpfung, die also alles andere als individuell ist. Für viele Einschränkungen fehlt es an Inklusion und die Linke bleibt insgesamt immer von gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen wie Klassismus oder Rassismus durchzogen. Viele Linke sind im Sozial- oder Kulturbereich tätig und so zusätzlich zur Kostensteigerung von Kürzungen und also Einnahmeverlusten und weiterer Unsicherheit betroffen. Mehrere erzählen, wie beängstigend die staatliche Repression gegen Aktivistinnen ist, auch ein Grund, sich eine Teilnahme an Demos genauer zu überlegen.
2/6

  • Copy link
  • Flag this comment
  • Block
Log in

bonfire.cafe

A space for Bonfire maintainers and contributors to communicate

bonfire.cafe: About · Code of conduct · Privacy · Users · Instances
Bonfire social · 1.0.1-alpha.5 no JS en
Automatic federation enabled
  • Explore
  • About
  • Members
  • Code of Conduct
Home
Login